Commons sind Ressourcen oder Produkte, die gemeinschaftlich hergestellt, erhalten und genutzt werden. Commons sind unterschiedlich, sie können natur- oder menschengemacht sein, universell oder lokal. Unterschiedliche Commons brauchen daher unterschiedliche Regeln, die aber in allen Fällen von den jeweiligen Commoners (den Nutzer*innen und Kümmerer*innen) weitgehend selbst gefunden und durchgesetzt werden. Ohne verabredete Regeln kann kein Commons funktionieren. Commons stellen einen neuen Referenzrahmen für zukünftige Wege jenseits von Staat und Markt dar und gelten als Reallabore für Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit. Bei ihnen treten Kooperation anstelle von Konkurrenz, Gemeinwohl anstelle von individuellem Vorteil und Aushandlung anstelle von Kauf in den Vordergrund. Einen Aufmerksamkeitsschub erleben derzeit sowohl die urbanen Formen des Commoning (z.B. in der freien Softwareproduktion, in Gemeinschaftsgärten, in urban agriculture der Kunst- und Kulturszene etc.) als auch die Beispiele landwirtschaftlicher Betriebe, die durch Commoning-Prozesse Menschen ihres Umfeldes in die Hofentwicklung einbeziehen und dabei Land, Früchte und Arbeit teilen (u.a. solidarische Landwirtschaft).
Gemeinschaftliches Bodeneigentum setzt auf die Idee, dass sich Menschen als Unterstützer*innen in einer handlungsfähigen Rechtsform organisieren und an Stelle des Bauern/ der Bäuerin als Landkäufer_innen auftreten. Sie stellen die Flächen dem Hof langfristig und zu günstigen Konditionen zur Verfügung. Gemeinschaftliche Bodeneigentumsformen schaffen ein landwirtschaftliches Berufsangebot für bislang faktisch ausgeschlossene Gruppen und unterschiedlichste Quereinsteiger*innen. Zudem wird eine verloren gegangene traditionelle Rolle der Landwirtschaft als Integrationsort für Menschen, die zur eigenen Stabilisierung einen strukturierten Tagesablauf benötigen, gesellschaftlich wieder erschlossen.
diversu e.V. fragt nach dem Potenzial gemeinschaftlichen Bodeneigentums für eine nachhaltigkeitsorientierte Landnutzung sowie den dafür erforderlichen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen. Insbesondere fokussiert diversu e.V. auf die Machtverhältnisse in diesem sozial-ökologischen Aushandlungsfeld, d.h. den Umgang miteinander, die Organisationsform, die Regeln, die Normen und Prinzipien, die sich die beteiligten Commoners geben, um die Ressource gemeinschaftlich zu nutzen. Mögliche Implikationen für Gender- und Diversity-Aspekte sind bisher wenig beforscht und die sozialwissenschaftlich relevante Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen (Lebensstile, soziale Milieus, Alter, Familienstand, Geschlecht etc.) sich in welcher Form an der Vergemeinschaftung von Boden beteiligen, ist noch weitestgehend ungeklärt.